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„Nachhaltigkeit gehört bei allem, was wir tun, dazu – auch bei unseren Verpackungen."

Im Gespräch mit Thomas Regenhardt, Head of Packaging bei HelloFresh:

Alleine im dritten Quartal diesen Jahres lieferte HelloFresh mehr als 162 Millionen Mahlzeiten aus. Über fünf Millionen aktive Kunden haben in den vergangenen Monaten unsere Kochboxen erhalten. Hinter den Kulissen geht es bei HelloFresh Woche für Woche nicht nur um kreative Rezeptentwicklung und nachhaltige Liefermöglichkeiten, auch die Boxen selbst und jegliche Verpackungsmaterialien im Inneren stehen auf unserer Agenda – eine besondere Herausforderung für das Verpackungsteam bei HelloFresh. Wie das Team mit dem Thema Verpackungen umgeht, auf welche Erfolge die Entwickler schon zurückblicken können und welche Verpackungstrends uns in Zukunft begleiten werden, erklärt uns Thomas Regenhardt, Head of Packaging bei HelloFresh. Thomas ist seit fünf Jahren im Unternehmen, davon einige Zeit in Australien, und verantwortet nun seit über zwei Jahren den Bereich Verpackungen – vom Einkauf, über die Optimierung und Kreation eigener Innovationen bis hin zur akademischen Forschung.


Welche Philosophie steht bei HelloFresh hinter der Verpackung?

Thomas: HelloFresh ist kein Standard-E-Commerce System, bei dem die Verpackung ausschließlich genutzt wird, um ein Produkt sicher zu den Kund:innen zu bringen. Unser Geschäftsmodell ist sehr speziell und schwer kopierbar. Das führt dazu, dass wir auch die Verpackungen unter ganz anderen Voraussetzungen und Gesichtspunkten auswählen als andere Unternehmen oder sogar selbst entwickeln müssen. Unsere Philosophie ist dabei, Verpackungen so nachhaltig, effizient und bewusst wie möglich in der Box zu verwenden. Uns liegt ein Mix aus gleichbleibender Qualität, Umweltfreundlichkeit und Funktionalität am Herzen. Insbesondere letzteres ist dabei aufgrund unserer frischen Zutaten ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess. Von Tomaten und Gurken über Reis und Nudeln bis zu hin zu verschiedenen Fleischvarianten, müssen sowohl thermische als auch sensorische Eigenschaften berücksichtigt werden, um unseren Kund:innen die bestmögliche Frische für ihre HelloFresh-Rezepte zu bieten. 

Teil unserer Philosophie ist es auch, uns immer wieder selbst herauszufordern. Wir hinterfragen bereits auf dem Markt existierende Verpackungslösungen und experimentieren intern mit neuen Materialien, sodass diese perfekt an unsere spezielle Supply Chain angepasst sind.



Welche Ziele verfolgt HelloFresh in Bezug auf Verpackungen? Was ist euch wichtig? 

Thomas: Unsere drei wesentlichen Ziele sind Funktionalität – also auch der Schutz vor Transportschäden und die Gewährleistung der Produktqualität – Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz. Wir sprechen hier oft von einem „Verpackungskompromiss“, denn je nach Ware wägen wir zwischen diesen drei Interessen ab. Es macht dabei einen großen Unterschied, ob wir Fleisch verpacken oder Gemüse. Bei Fleischverpackungen ist zum Beispiel unser Nachhaltigkeitsziel nicht so leicht umsetzbar, wenn wir gleichzeitig Hygienevorschriften und Lebensmittelsicherheit einhalten. Daher gilt es eine Balance zwischen Funktionalität, Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz zu halten, die wir je nach Lebensmittel neu festlegen. 



Mit welchen Herausforderungen seid ihr bei der Entwicklung von Verpackungen konfrontiert?

Thomas: Es gibt drei grundsätzliche Herausforderungen bei der Entwicklung unserer Verpackungen:

1. Herausforderung – Dynamik: Bei HelloFresh gehen wir von statischen Verbräuchen zu dynamischen Verbräuchen über. Wir bieten jede Woche ein wechselndes Angebot an Rezepten an und Add-ons an, aus dem die Kund:innen eine persönliche Auswahl treffen. Das bedeutet, dass wir jede Woche unterschiedliche Lebensmittel verschicken, die immer neue Voraussetzungen und Ansprüche an die Verpackung bedingen. Um das vernünftig abzubilden, entwickeln wir derzeit unseren Verpackungskonfigurator 2.0, der in Zukunft komplett autonom und dynamisch unseren Verpackungsverbrauch vorhersagen soll.

Das Ziel ist es, ihn so zu optimieren, dass wir auch bei einem wachsenden Produktportfolio unseren Bedarf vorhersagen können und dann passend dazu Verpackungslösungen auswählen.

2. Herausforderung – Temperatur: Die thermische Validierung unserer Verpackungen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Lebensmittelsicherheit und -qualität. Vom Distributionszentrum bis zum Kunden sind unsere Boxen etwa 24 Stunden lang unterwegs. In dieser Zeit sind die Zutaten unterschiedlichen Umgebungen ausgesetzt, ob gekühlt, nicht gekühlt, kalt oder warm. Das ist ein komplexes Ökosystem, in dem Innen- und Außentemperatur aufeinander einwirken, und wir müssen sicherstellen, dass die verordnete Kerntemperatur für gewisse Produkte nicht überschritten wird. Aber auch der umgekehrte Fall kann zur Herausforderung werden: Wenn in Kanada zum Beispiel die Außentemperatur bei -30°C liegt, dann muss man wiederum schauen, wie man Produkte vor dieser Kälte schützen kann. Und so haben wir in jedem unserer Märkte ein anderes Ökosystem, für das wir messen, kalkulieren und Verpackungen produzieren.

3. Herausforderung – Isolierung: Eine Verpackung isoliert die Zutaten nicht nur nach Außen gegen Temperatureinflüsse, auch nach Innen ist eine Isolierung wichtig, damit es nicht zum Auslaufen von Flüssigkeiten in der Box kommt.

Das ist insbesondere jetzt, da wir immer mehr Verpackungen aus Papier herstellen, eine echte Herausforderung. Papierverpackungen sind ein Naturprodukt. Deshalb kommt es hierbei öfter als bei anderen Materialien vor, dass Flüssigkeiten austreten – die sogenannte Leakage-Rate ist höher. Dagegen arbeiten wir an.



Was möchtest du mit deinem Team als nächstes angehen? Was ist für die Zukunft geplant?

Thomas: Das Thema Kühlung wird uns auch in Zukunft stark beschäftigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir demnächst ein größeres Forschungsprojekt zusammen mit einem Institut umsetzen, in dem wir unsere thermische Validierung in Bezug auf Eis analysieren und optimierter gestalten. Darauf folgt dann für mich auch eine Umsetzung im Alltag, zum Beispiel über eine Eismodellierungssoftware, die uns automatisiert vorgeben kann, wie viel Eis, beziehungsweise wie viele Kühleinheiten, wir zu bestimmten Jahreszeiten in bestimmten Regionen benötigen, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Das kann in den nächsten Jahren aufgrund der Erderwärmung besonders interessant werden – einen theoretischen Vorbau und erste praktische Lösungsansätze zu haben, ist ein großes Ziel von uns. 

Ein weiteres Thema, mit dem wir uns weiter auseinandersetzen möchten, sind Papierverpackungen. Nach dem Erfolgsprojekt der so genannten Paper Pouch stellen wir uns nun die Frage, welche Produkte wir noch in Papier verpacken können. Dafür widmen wir uns der Entwicklung von Primärverpackungen aus Papier, zum Beispiel für Reis oder Pasta.



Welche Trends siehst du für die Zukunft des Packaging? 

Thomas: Die Nachhaltigkeitsbewegung macht auch vor der Verpackungsbranche keinen Halt und das ist gut so. Der große Trend geht deshalb für mich in Richtung Monomaterial-Verpackungen und Re-Usability – beides Themen, die wir seit längerem auf unserer Agenda haben. Monomaterialverpackungen können ganz einfach recycelt werden, denn sie bestehen aus einem einzigen Material, das vor der Entsorgung nicht getrennt werden muss. Das erleichtert auch unseren Kund:innen die richtige Entsorgung.
Wir arbeiten derzeit an Lösungen, um alle unsere Verpackungen (inkl. Transportverpackungen) auf Mono-Lösungen umzustellen. Gleichzeitig sind Re-Use und Second Use, also die Wiederverwendung unserer Verpackungen, für uns und unsere Kund:innen wichtig. Auch hier werden wir erfinderisch, angefangen mit unseren Eispacks, die man nach der Lieferung zum Blumengießen nutzen kann. Eine weitere Innovation aus unserem Team ist die wiederverwertbare HelloFresh Box. Diese Eigenentwicklung testen wir aktuell in mehreren Märkten, unter anderem in Holland und Australien. So wird die HelloFresh Box auch abseits der Rezepte immer kreativer und ich freue mich schon, mit meinem Team weitere nachhaltige Verpackungslösungen zu entwickeln und diese dann bald auf dem Weg zu unseren Kund:innen in den verschiedensten Ländern zu sehen. 

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